2012 Früher, das war so Ende der 80er, Anfang der 90er veranstaltete die Stadt Frankfurt im Sommer immer ein grosses Summertime Festival mit allerlei Veranstaltungen. Von Jazz über Theater, Strassentheater bis hin zu Tanztheatern. Früher war alles kostenlos, bis irgendwann bei der Stadt Frankfurt der Geldfluss versiegte. Abb. 1: Frankfurt, Jazz im Museum 2012 Zwischen 1995 und 1999 gründete sich im Umfeld des Künstlerhauses Mousonturm ein Förderverein
und liess die legendären Summertime Events wieder auferstehen. Zwar gibt es heute die Veranstaltungen nicht
mehr kostenlos, so doch zu einem erschwinglichen Preis von 5 Euro, der sich 2009 auf 12 Euro erhöhte. |
[22.7.2012] Mit dem Emile Parisien Quartett startete das diesjährige
Summertime Programm. Und pünktlich zu diesem Tag schien Petrus ein Einsehen gehabt zu haben und das Wetter läutete den Sommer ein. Genauso überraschend startete das Quartet mit einer musikalischen Slow-Motion die sich bis zum Ende des Stückes in Ekstase verwandelte.
Neue Zeiten, neue Welten, neuer Raum ... Auch wenn man versucht die Musik als Free Jazz abzustempeln, wie es der eine oder andere Zuhörer vielleicht getan hat, dem hat sich sicherlich das Universum auf dessen Durchquerung das Quartett seine Reise begann nicht erschlossen. Die restlichen Zuhörer beeindruckte das aber kaum. Sie folgtem den Sequenzen die sich jeder üblichen Struktur entzogen.
Die Basis zum Verständnis lieferte dann spätestens das zweite Stück: Darwin a la Montagne. Lässt man sich auf eine Zeitreise ein, werden die unerschöpflichen Entwicklungen, Seitenwege, Aufblühen, Vergehen, Kometenhaft schillert das Sopransaxophon aus den Weiten die Schlagzeug und Klavier vorlegen, getrieben, unterstützt vom Bass, mal gestrichen, mal gezupft, mal geschlagen. Und immer wieder funkeln Kometen auf die den Zuhörer auf der Reise begegnen.
Die Zweite Halbzeit begann mit Dieu M'a Brosse Les Dents (Gott hat meine Zähne geputzt). Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Vorbeiziehende Geister und fliegende Schatten entschwebt die Musik der Gravitation. Mit Chocolat-Citron werden manch ryhtmische Kämpfe gefochten die durch Klavier und Sopran Saxophon aufgefangen, aufgelöst werden. Das Sound Gebilde was gelegt wird ist dabei so elastisch wie Gummi. Auch wenn man denkt, "das ein Scheibchen mehr sein?" so sind die Gedanken schon bei der nächsten Sequenz.
Eine Space Opera der besonderen Art - die den Zuhörer nicht aussen vor lässt, sondern ihn mitnimmt auf die Reise, auf den Witz, auf die Pointe - wer hat den längeren Atem? das Publikum oder die Künstler? ein scheinbarer Abschluss der auf den Einsatz des Publikums wartet ... darauf wartet, ob der Ball aufgefangen wird und zurückgegeben wird, oder ob etwas neues entsteht?
Besetzung:
Emile Parisien - Sopran und Tenor Saxophone
Julien Touery - Piano
Ivan Gelugne - Bass
Sylvain Daarifourcq - Schlagzeug
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[29.7.2012] War es schwarzer Humor? als Heinz Sauer seine Eröffnungsrede hielt und auf das legendäre Regenkonzert vom Vorjahr sich erinnerte und den Regen "vermisste"? "Durchwachsen" ging es zumindest am Anfang los - die Musiker spielten zum ersten mal in dieser Formation - nie konnte man sich sicher sein ob es so gewollt war oder ob das noch einer der ersten Annäherungsversuche zwischen den beiden Saxophonisten war.
Heinz Sauer wäre nicht einer der Spitzenmusiker, wenn er diese Klippe nicht umschiffen könnte. Das merkte man auch an seinen Reaktionen nach den ersten beiden Passagen. Doch schon bei der Dritten Passage gelang das Wunder, die Zusammenführung, die Bildung einer Einheit. Bei den zwei Stücken von Albert Mangelsdorf - wohl auch zum Gedenken an ihn - schwebte zum wiederholten Male Albert Mangelsdorf im Garten der Reihe Jazz-im-Museum mit ( Hermeto Pascoal e Grupo im Jahre 2005 mit seinen schier nicht enden wollenden Improvisationen und Wolfgang Haffner & Band Shapes im Jahre 2007 dem Wolfgang Haffner auf seiner CD Shapes ein eigenes Stück gewidmet hat). Mit dem von Heinz Sauer eigenen Stil - das Setzen von Akzenten, war jeder Ton eine Hommage an Albert.
In der neuen Besetzung ist Daniel Erdmann der forschere, der vorantreibende, tragende Part während Johannes Fink und Christophe Margruet die Basis liefern. Gegenüber der Vorwoche wo Sylvain Daarifourcq eine nicht unwesentliche Rolle - mit Klangexperimenten nicht geizte führte diesmal Christophe Margruet eher einen Minimalismus vor - gerade das Unterstreichen, die Akzentuierung. Im Gesamtbild fiel das Heinz Sauer Quartett dem Emile Parisien Quartett ab, insbesondere man noch den Klang aus der Vorwoche im Ohr hatte - ein dichtes Klanggewebe - eine besondere aussergewöhnliche Einheit. Das Heinz Sauer Quartett lieferte aber auch kein Standard ab. Hin- und hergerissen brauchte es seine Weile sich auf die neue Besetzung einzulassen - nicht nur für die Musiker, auch für die Zuhörer die das Konzert der Vorwoche miterlebt hatten.
Irgendwer flüsterte mir zu, das er Heinz Sauer arrogant finde - vielleicht rührt es daher, das Heinz Sauer ein wesentlich besserer Musiker denn ein Sprecher ist (sonst wäre er sicherlich Radioreporter geworden). Einer Legende nach soll Archimedes ausgerufen haben: "Störe meine Kreise nicht!" - Um sich in die Spähren eines magischen Musikhimmels einzulassen, bedarf es sicherlich einigen Abstand von dieser Welt - ich kenne das von mir selbst - wenn ich mit meiner Gedankenwelt fernab der laufenden Realität entschwebe, bin ich auch für niemanden anderen zugänglich, es sei denn, der andere interagiert mit meiner Gedankenwelt in der ich mich gerade befinde.
Das Konzert endete mit einer Zugabe. Auch wenn die Zuhörer eine weitere Zugabe forderten, so hatten die vier auf der Bühne kein weiteres Material mehr und so machte sich dann doch der fehlende Regen für die fehlende Inspiration bemerkbar ... wie Heinz Sauer eingangs erwähnte ...
Besetzung:
Heinz Sauer - Tenor Saxophone
Daniel Erdmann - Tenor Saxophone
Johannes Fink - Bass
Christophe Margruet - Schlagzeug
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[05.08.2012] Was im allerersten Moment etwas kopflastig, steril herkam mauserte sich zu einem erstklassigen Konzert was sich in den Rahmen des Emile Parisien Quartet einreiht. Das Lisbeth Quartett sind 4 junge Musiker, jeder für sich aus einer eigenen Richtung, die sich zusammengefunden haben.
Gershwin und Tom Waits standen sicherlich Pate für ein, zwei Stücke. So zeigen aber auch das Lisbeth Quartett schon eine neue Richtung an. Nachdem extreme und experimentier Felder bereits abgesteckt waren, zum Beispiel der Minimalismus eines Steve Reich und Philip Glass orientierten sich die vier heute zwar an den Jazz Klassikern aber bauten daraus etwas Neues. Etwas "Neues" was sich nur ganz schwer beschreiben lässt - man muss es einfach gehört haben.
Auch wenn das Piano oftmals ein Thema vorgab, wechselte mit dem nächsten Stück schon die Rolle. Der Bass der für Volumen sorgte, das Schlagzeug dagegen streckenweise als Klanguntermalung, mal als Rythmusgeber, dann aber auch wieder Thementräger hüpfte Charlotte Greve, quasi zur Unterstreichung, um dem i-Tüpfelchen noch eins obenaufzusetzen.
Die Versatzstücke, die scheinbar zeitlich versetzten Stimmen ergaben im Nachhinein den Sinn erst frei, im Gesamtzusammenhang des Stückes. Waren es ein oder zwei melodische Stücke, die grösstenteils von ihrer aktuellen CD "Constant Travellers" stammten, die vornehmlich in der zweiten Hälfte des Konzerts ihre Wirkung entfalteten.
Warum verwundert es nicht, wenn immer wieder Künstler überrascht sind vom Frankfurter Publikum, das keine Mühen scheut, auch bei Blockierungen durch den Stadt Triatlon rechtzeitig so zahlreich zu den Sonntag Vormittag Konzerten zu erscheinen. Sicherlich füllte sich der Garten auch durch die Urlaubsrückkehrer. Vielleicht hat es aber auch der eine oder andere bislang verschlafen, das die Konzerte nun im Garten des Museums fü Angewandte Kunst stattfinden? und haben das erst aus der Presse erfahren. Jedenfalls waren die Künstler so sehr begeistert, das sie einen weiteren Auftritt in Frankfurt im Januar eingetütet haben.
Besetzung:
Charlotte Greve - Saxophone
Manuel Schmiedel - Piano
Marc Muellbauer - Bass
Moritz Baumgärtner - Schlagzeug
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[12.08.2012] Techno goes Jazz - oder Was haben Philipp Glass und Techno gemeinsam?
Wer bei Techno den Kopf schüttelt, erhält spätestens hier eine Einführung was Rhytmus und exaktes Zusammenspiel der einzelnen Komponenten bedeuten. Ein tickendes Uhrwerk das an Bildern einer Ausstellung vorbeizieht. Mit jedem neuen Stück kommen neue Aspekte, neue Überraschungen was alleine schon von der ungewöhnlichen Instrumentierung herrührt:
Keines der Instrumente kann als reines Soloinstrument lokalisiert werden. Wie bereits beim Emile Parisien Quartett steht hier die Gesamtkomposition im Vordergrund. Die klassischen Melodievorgaben die durch wechselnde Instrumentierungen durch interpretiert wurden fehlen hier ebenso wie die Soloeinsätze der Hauptakteure - beim Brandt Brauer Frick Ensemble gibt es keine Hauptakteuere mehr. Alles löst sich in einem Rythmus und Klangteppich auf. Akzente werden wohl durch die unterschiedlichen Instrumente und deren Tonlagen gesetzt, aber Beifall für ein Solo fehlten bei diesem Konzert vollkommen. Dafür gab es umso mehr Beifall für das gesamte Ensemble das aus Berlin angereist kam.
In der diesjährigen Reihe der Jazz-im-Museum Künstler und Gruppen ist dies die 3te Formation, die einen "Neuen" noch nicht näher beschreibbaren Sound und Kompositionstechnik an den Tag legen. Mit der heutigen Formation ist das neue Jahrtausend auch im Jazz angekommen. Auch wenn das nun recht platt wirkt, ist wie beim Schlangenei bereits erkennbar was einmal daraus sich weiterentwickeln könnte. Was in den 90ern und in den Zweitausendern vielleicht dem Underground vorbehalten war hält nun Einzug in eine konzertante Aufführung. Bereits in den 80ern setzte die Gruppe City in ihrem Stück am Fenster die Violine als Klangteil einer Gesamtkomposition ein. Auch dieses wurde aufgegriffen und verfeinert.
Auch wenn die Zuhörer eine weitere Zugabe forderten ging der erst seit ein-einhalb Jahren bestehenden Formation das Repertoire aus .... Wenn man die diffizielen Arrangements der Stücke bedenkt ist das allerdings nicht verwunderlich. Es gibt bislang 2 CD's des Brandt Brauer Fricke Ensembles: "You Make Me Real" und "Mr. Machine" wobei gleich 4 Stücke auf beiden Scheiben gemeinsam enthalten sind.
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[19.08.2012] Mit Empirical fand die diesjährige Reihe Jazz-im-Museum ihren Höhepunkt und Abschluss.
Zu den rekordverdächtigen Temperaturen heizte die Formation aus UK dem Publikum ein.
Bebop auf einer erfrischend anderen Weise - mal mit den Tönen geizend, unkonventionell - im Gewand einer klassischischen Formation - aber dennoch anders reihte sich die junge Formation in die diesjährige Reihe des "New Jazz 3rd Generation". Das ganze ist nicht mehr nur eine Sache der Interpretation - eine wirklich neue Generation hat sich dieses Jahr auf der Bühne gezeigt, fähig wie bereits eine Jazz Generation zuvor in den 80ern und 90ern etwas vollkommen Neues zu wagen was in keine Schublade mehr einzuordnen ist.
Nicht nur den Künstlern sei Dank, auch den Organisatoren der Veranstaltung diese Zusammenstellung von jungen Künstlern hier in Frankfurt innerhalb eines Jahr in einer Reihe nacheinander zur Aufführung zu bringen.
Wouw! Das war nicht nur ein Highlight, sondern gleich mindestens 4 von 5 in Folge ...
Besetzung:
Nathaniel Facey - Alto Saxophone
Lewis Wright - Vibes, Glockenspiel
Tom Farmer - Double Bass
Shaney Forbes - Drums
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So 22.7. | Emile Parisien Quartet (FR) | |
So 29.7. | Heinz Sauer (DE) - Heinz Sauer (Homepage) | |
So 5.8. | Lisbeth Quartett (DE) | |
So 12.8. | Brandt Brauer Frick Ensemble (DE) | |
So 19.8. | Empirical (UK) |
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x) Auszüge
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